Seiten

Samstag, 29. Juni 2019

Rezension: 3096 Tage - Natscha Kampusch

Titel: 3096 Tage
Autorin: Natascha Kampusch
Seiten: 288 
Verlag: Ullstein
Preis: TB 12,00 €  
Ersterscheinung: HC: 08. 09. 2010
  Reihe: Nein




Kurzbeschreibung:
Natascha Kampusch erlitt das schrecklichste Schicksal, das einem Kind zustoßen kann: Am 2. März 1998 wurde sie im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg entführt. Ihr Peiniger, der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil, hielt sie in einem Kellerverlies gefangen - 3096 Tage lang. Am 23. August 2006 gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht. Priklopil nahm sich noch am selben Tag das Leben.

Meinung:
Eigentlich sprechen mich Biografien eher selten an, aber hier war das anders. Natascha Kampusch ist 1988 geboren, genau wie ich. Ihre Entführung habe ich nicht mitbekommen, aber ihre Flucht und die Wellen die das alles geschlagen hat durchaus. Es hat mich hier einfach angesprochen zu lesen, wie es einem Mädchen in meinem Alter ergangen ist, das einfach so viel mehr Pech gehabt hat.  Und welche Glanzleistung es war, diese Zeit zu überstehen und nach über 8 langen Jahren die Flucht zu schaffen.

Der Einstieg ins Buch bietet eine Beschreibung ihrer Kindheit vor der Entführung und ihrer familiären Gegebenheiten und man muss schon sagen, dass ihre Familie dabei nicht gut weg kommt. Man kann nicht beurteilen, ob es wirklich so war, aber der Tonus ist auch da definitiv schon negativ besetzt. 

Der Großteil der Geschichte beschäftigt sich aber durchaus mit ihrer Entführung und den vielen Jahren in der Gefangenschaft. Sie beschreibt alles sehr ausführlich, manche Gegebenheiten auch sehr anschaulich und plastisch, aber doch auch sehr nüchtern und fast emotionslos. Teilweise ist die Erzählweise auch ziemlich sprunghaft, sodass sie erst von einem Erlebnis erzählt, bei dem sie schon älter war, bevor dann wieder etwas von vorher kommt. 

Dabei wird natürlich deutlich, wie schlimm und unvorstellbar es war, was sie dort erleben musste, und auch die Tatsache, dass der Täter nicht nur ein Monster für sie war, sondern er sich in den Jahren trotz der Gräueltaten zu ihrer einzigen Bezugsperson entwickelt hat, ist gut beschrieben und logisch nachvollziehbar. Aber wirklich nachfühlen konnte ich es aufgrund der nüchternen Erzählweise leider eher selten. 

Ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht leicht ist, sich an diese Zeit zu erinnern und es für sie wichtig war, diese Sachen nüchtern zu erzählen, damit sie damit abschließen konnte. Aber mir als Leser hat dabei definitiv doch die persönliche Verbindung gefehlt.

Gut finde ich es auch, dass sie im Epilog auch noch auf die kritischen Stimmen eingeht, denen sie sich stellen musste und ich bewundere auch ihren Mut, dass sie sich den ganzen Sachen gestellt und ihren Namen behalten. Dabei fand ich schon auch echt sehr krass, was sie da noch zusätzlich zu ihrem Trauma ertragen musste. Ich hoffe für sie, dass es geholfen hat, alles zu verarbeiten.

Fazit:
Eine eher nüchterne Darstellung einer leider wahren und sehr tragischen Geschichte. Interessant zum Lesen und für sie auch wichtig, um damit abzuschließen, aber mir persönlich hat definitiv ein richtiger Bezug zum Buch und das Nachfühlen gefehlt. Insgesamt gibt’s deshalb durchschnittliche 3 Buchherzen.

Infos zur Autorin (Quelle: Amazon.de): 
Natascha Kampusch, geboren am 17. Februar 1988 in Wien, war Opfer einer der längsten Entführungen der jüngeren Geschichte. 2006 hat sie ihre Freiheit zurückerobert. Seither versucht sie, ein normales Leben zu führen. Im Frühjahr 2010 machte sie ihren Schulabschluss.

WERBUNG
Da wir euch auch weiterhin die Gelegenheit geben möchten, mit einem Klick weitere Infos einzuholen, kennzeichnen wir gemäß § 2 Nr. 5 TMG folgende Links als Werbung:
 
 
*Klick zu Amazon* 

4 Kommentare:

  1. Hi Steffi,

    das Buch ist echt schwierig zu bewerten, finde ich.
    Die Geschichte ist sehr heftig und ich konnte es durchaus nachvollziehen, dass ihr Stil sehr unnahbar ist beim erzählen. Anders hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft und sieht das ganze jetzt aus einer gewissen Distanz.
    Das hat mich aber nicht gestört, sondern eher geholfen - es ist ja eh Wahnsinn was ihr das passiert ist, aber wäre es jetzt emotionaler geschrieben gewesen, hätte ich es wohl nicht lesen können.

    Die Anschuldigungen danach empfand ich auch als unglaublich - nach so einem Martyrium noch damit konfrontiert zu werden ist schon so ziemlich das Letzte ...

    Ich musste auch immer dran denken, wie viele wohl jetzt in diesem Moment grade, eine ähnliche Erfahrung machen. Gruselig!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Huhu Aleshanee,

      ja, da hast du vollkommen recht. Ich fand es auch schwer zu bewerten, aber trotzdem hatte ich danach den Drang eine Rezension dazu zu schreiben.

      Na, dann wars für dich ja genau richtig :) Aber ich hätte ein bisschen mehr Emotion ganz gut gefunden, aber wie gesagt, eigentlich mag ich ja sonst auch keine Biografien.

      Und ja, sowas ist echt schlimm! Leider passiert es noch viel zu oft :(

      Liebe Grüße,
      Steffi

      Löschen
    2. Ich hatte ja schon ein bisschen Angst vor dem Buch. Solchen Geschichte gehe ich immer lieber etwas aus dem Weg, weil das einen ja doch sehr mitnimmt. Aber bei diesem Buch wollte ich es einfach mal versuchen - ich freu mich so für sie dass sie entkommen konnte. Verarbeiten wird sie das ja nie ganz können aber ich wünsche ihr sehr, dass sie ein einigermaßen gutes Leben hat.

      Löschen
    3. Oh ja, da hast du recht. Ich bin auch froh, dass sie entkommen konnte. Ja, zu 100 % kann man sowas nicht verarbeiten, aber im besten Fall zumindest so, dass man ganz gut damit leben kann.

      Liebe Grüße,
      Steffi

      Löschen

Bitte beachte, dass du mit Absenden eines Kommentars und beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare Du Dich einverstanden erklärst, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Username, E-Mailadresse) eventuell abgespeichert und von Blogger / Google weiterverarbeitet werden.

Weitere Informationen findest Du unter Datenschtz