Titel: 3096 Tage
Autorin: Natascha Kampusch
Seiten: 288
Verlag: Ullstein
Preis: TB 12,00 €
Ersterscheinung: HC: 08. 09. 2010
Reihe: Nein
Autorin: Natascha Kampusch
Seiten: 288
Verlag: Ullstein
Preis: TB 12,00 €
Ersterscheinung: HC: 08. 09. 2010
Reihe: Nein
Kurzbeschreibung:
Natascha Kampusch erlitt das schrecklichste Schicksal, das
einem Kind zustoßen kann: Am 2. März 1998 wurde sie im Alter von zehn Jahren
auf dem Schulweg entführt. Ihr Peiniger, der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil,
hielt sie in einem Kellerverlies gefangen - 3096 Tage lang. Am 23. August 2006
gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht. Priklopil nahm sich noch am selben Tag
das Leben.
Meinung:
Eigentlich sprechen mich Biografien
eher selten an, aber hier war das anders. Natascha Kampusch ist 1988 geboren,
genau wie ich. Ihre Entführung habe ich nicht mitbekommen, aber ihre Flucht und
die Wellen die das alles geschlagen hat durchaus. Es hat mich hier einfach angesprochen
zu lesen, wie es einem Mädchen in meinem Alter ergangen ist, das einfach so
viel mehr Pech gehabt hat. Und welche
Glanzleistung es war, diese Zeit zu überstehen und nach über 8 langen Jahren
die Flucht zu schaffen.
Der Einstieg ins Buch bietet eine
Beschreibung ihrer Kindheit vor der Entführung und ihrer familiären
Gegebenheiten und man muss schon sagen, dass ihre Familie dabei nicht gut weg
kommt. Man kann nicht beurteilen, ob es wirklich so war, aber der Tonus ist
auch da definitiv schon negativ besetzt.
Der Großteil der Geschichte beschäftigt
sich aber durchaus mit ihrer Entführung und den vielen Jahren in der
Gefangenschaft. Sie beschreibt alles sehr ausführlich, manche Gegebenheiten auch
sehr anschaulich und plastisch, aber doch auch sehr nüchtern und fast
emotionslos. Teilweise ist die Erzählweise auch ziemlich sprunghaft, sodass sie
erst von einem Erlebnis erzählt, bei dem sie schon älter war, bevor dann wieder
etwas von vorher kommt.
Dabei wird natürlich deutlich, wie
schlimm und unvorstellbar es war, was sie dort erleben musste, und auch die
Tatsache, dass der Täter nicht nur ein Monster für sie war, sondern er sich in
den Jahren trotz der Gräueltaten zu ihrer einzigen Bezugsperson entwickelt hat,
ist gut beschrieben und logisch nachvollziehbar. Aber wirklich nachfühlen
konnte ich es aufgrund der nüchternen Erzählweise leider eher selten.
Ich kann mir auch vorstellen, dass
es nicht leicht ist, sich an diese Zeit zu erinnern und es für sie wichtig war,
diese Sachen nüchtern zu erzählen, damit sie damit abschließen konnte. Aber mir
als Leser hat dabei definitiv doch die persönliche Verbindung gefehlt.
Gut finde ich es auch, dass sie im
Epilog auch noch auf die kritischen Stimmen eingeht, denen sie sich stellen
musste und ich bewundere auch ihren Mut, dass sie sich den ganzen Sachen
gestellt und ihren Namen behalten. Dabei fand ich schon auch echt sehr krass,
was sie da noch zusätzlich zu ihrem Trauma ertragen musste. Ich hoffe für sie,
dass es geholfen hat, alles zu verarbeiten.
Fazit:
Eine eher nüchterne Darstellung einer leider wahren und sehr
tragischen Geschichte. Interessant zum Lesen und für sie auch wichtig, um damit
abzuschließen, aber mir persönlich hat definitiv ein richtiger Bezug zum Buch
und das Nachfühlen gefehlt. Insgesamt gibt’s deshalb durchschnittliche 3
Buchherzen.
Natascha Kampusch, geboren am 17. Februar 1988 in Wien, war Opfer einer der längsten Entführungen der jüngeren Geschichte. 2006 hat sie ihre Freiheit zurückerobert. Seither versucht sie, ein normales Leben zu führen. Im Frühjahr 2010 machte sie ihren Schulabschluss.
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Hi Steffi,
AntwortenLöschendas Buch ist echt schwierig zu bewerten, finde ich.
Die Geschichte ist sehr heftig und ich konnte es durchaus nachvollziehen, dass ihr Stil sehr unnahbar ist beim erzählen. Anders hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft und sieht das ganze jetzt aus einer gewissen Distanz.
Das hat mich aber nicht gestört, sondern eher geholfen - es ist ja eh Wahnsinn was ihr das passiert ist, aber wäre es jetzt emotionaler geschrieben gewesen, hätte ich es wohl nicht lesen können.
Die Anschuldigungen danach empfand ich auch als unglaublich - nach so einem Martyrium noch damit konfrontiert zu werden ist schon so ziemlich das Letzte ...
Ich musste auch immer dran denken, wie viele wohl jetzt in diesem Moment grade, eine ähnliche Erfahrung machen. Gruselig!
Liebste Grüße, Aleshanee
Huhu Aleshanee,
Löschenja, da hast du vollkommen recht. Ich fand es auch schwer zu bewerten, aber trotzdem hatte ich danach den Drang eine Rezension dazu zu schreiben.
Na, dann wars für dich ja genau richtig :) Aber ich hätte ein bisschen mehr Emotion ganz gut gefunden, aber wie gesagt, eigentlich mag ich ja sonst auch keine Biografien.
Und ja, sowas ist echt schlimm! Leider passiert es noch viel zu oft :(
Liebe Grüße,
Steffi
Ich hatte ja schon ein bisschen Angst vor dem Buch. Solchen Geschichte gehe ich immer lieber etwas aus dem Weg, weil das einen ja doch sehr mitnimmt. Aber bei diesem Buch wollte ich es einfach mal versuchen - ich freu mich so für sie dass sie entkommen konnte. Verarbeiten wird sie das ja nie ganz können aber ich wünsche ihr sehr, dass sie ein einigermaßen gutes Leben hat.
LöschenOh ja, da hast du recht. Ich bin auch froh, dass sie entkommen konnte. Ja, zu 100 % kann man sowas nicht verarbeiten, aber im besten Fall zumindest so, dass man ganz gut damit leben kann.
LöschenLiebe Grüße,
Steffi