Dienstag, 14. April 2020

Rezension: Wie viele willst du töten - Joanna Schaffhausen

Titel: Wie viele willst du töten
  Autorin: Joanna Schaffhausen
   Seiten: 336   
Verlag: dtv
 Ersterscheinung: 13.03.20 
Preis: 10, 95 €      
Reihe: Nein?




Kurzbeschreibung:
Jedes Jahr bekommt die Polizistin Ellery Hathaway eine anonyme Geburtstagskarte zugeschickt – und dann verschwindet jedes Mal ein Mensch aus ihrem Umfeld spurlos. In Woodbury, einem verschlafenen Ort in Massachusetts, will niemand den Zusammenhang sehen. Aber dort weiß auch niemand, dass Ellery als junges Mädchen in der Gewalt des Serienkillers Francis Michael Coben war. Nun ist offenbar ein Nachahmungstäter am Werk. In ihrer Verzweiflung setzt sich die Polizistin mit Reed Markham in Verbindung, dem FBI-Agenten, der sie damals befreite. Doch Reed ist sich nicht sicher, ob er der traumatisierten Ellery trauen kann. 

Meinung:
Die Ausgangslage fand ich extrem spannend, weshalb ich mich auf das Buch gefreut habe.

Zu Beginn gibt es einen kurzen Prolog, der 14 Jahre in der Vergangenheit spielt und bei dem man Zeuge wird, wie Protagonistin Ellery – früher noch Abigail - entführt wird und man auch erfährt, dass jemand diese Tat jemand beobachtet jedoch bleibt alles recht geheimnisvoll.

Die Geschichte selbst startet damit, dass Protagonistin Ellery nach ihrer schrecklichen Erfahrung neu angefangen hat. Sie hat einen neuen Vornamen angenommen und arbeitet in einem ruhigen Örtchen als Polizistin. Sie selbst ist immer noch schwer gezeichnet von ihrer Vergangenheit, versucht aber trotzdem ein normales Leben zu führen.

Ich muss sagen, dass ich mich mit ihr nicht ganz leicht getan habe. Einerseits kann man natürlich verstehen, dass diese schrecklichen Erfahrungen sie traumatisiert haben und sie so wenig wie möglich darüber sprechen möchte. Andererseits fand ich es schon auch echt grenzwertig, dass sie die mögliche Verbindung so lange geheim gehalten hat. So fand ich sie jetzt nicht total sympathisch, aber zumindest stark und authentisch beschrieben.

Die anderen Figuren im Buch hingegen fand ich etwas oberflächlich. Nur noch Reed, der FBI-Agent, der sie als Kind gefunden hat und der auch jetzt auf ihren Hilferuf reagiert, fand ich noch ziemlich realistisch, wenn auch wieder etwas klischeehaft beschrieben. Aber der Rest bleibt sehr schwammig.

Wahrscheinlich auch deshalb, da es eh nicht so viele Charaktere sind und man alle mal als Täter verdächtigen soll, was ich dann auch brav getan habe. So fand ich die falschen Spuren schon echt ganz nett gelegt und ich fand die Auflösung des ganzen gar nicht mal so offensichtlich, auch wenn irgendwann per Ausschlussverfahren nur noch die betreffende Person übrig blieb. Das fand ich aber ganz ok gemacht. 

Was mir jedoch nicht gefallen hat, war die plötzliche Wesensänderung der Person. Das war für mich nicht ganz glaubhaft dargestellt, genauso wenig, wie das Motiv dahinter. Das fand ich irgendwie zu wenig beleuchtet, um wirklich glaubhaft zu sein. Auch wenn schon versucht wird, den Bogen zum Prolog zu schlagen. Aber irgendwie war das einfach alles schwammig und für mich nicht ganz stimmig und zufriedenstellend.

Insgesamt empfand ich das Buch jetzt auch nicht als totalen Pageturner. Es war nett zu lesen, aber es dauert doch etwas, bis Spannung aufkommt und ich war lange Zeit nicht wirklich drin in der Geschichte. Das liegt auch daran, dass der Schreibstil durchaus flüssig zu lesen, aber doch auch etwas kühl und oberflächlich ist. Mit der Zeit hat sich doch eine gewisse Spannung entwickelt, auch wenn das eher auf der psychologischen Ebene abläuft, weil man alles in Frage stellt und sich nicht sicher sein kann, was hier genau gespielt wird. Aber ich habe mich dann schlussendlich doch ganz gut unterhalten gefühlt, außer eben am Ende, wo mir in Sachen Stimmigkeit einfach was gefehlt hat.

Fazit:
Ein Thriller, der eher auf der psychologischen Ebene verläuft und viel mit Unsicherheiten und falschen Fährten spielt. Dabei haben die Figuren auch alle ihr Päckchen zu tragen, zumindest diejenigen, die eine genauere Darstellung erhalten, was leider nicht auf alle zutrifft. Die Spannung ist zumeist eher unterschwellig und entwickelt sich erst mit der Zeit, aber trotzdem kann die Geschichte im Großteil ganz gut unterhalten. Leider fand ich den Täter bzw. das Motiv dahinter nicht ganz glaubwürdig dargestellt und es ging dann einfach etwas zu schnell. Insgesamt ist die Geschichte für zwischendurch ganz nett, es ist aber nichts, was mir in Erinnerung bleiben wird, weshalb es 3 Buchherzen dafür gibt.
Vielen Dank an den Dtv Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars. 

 
Infos zur Autorin (Quelle: dtv.de):
Joanna Schaffhausen ist promovierte Psychologin und hat für ABC NEWS und als wissenschaftliche Redakteurin für Medizin gearbeitet. Sie lebt mit Ehemann und Tochter in der Nähe von Boston. Dies ist ihr erster Roman, sie wurde dafür mit dem Minotaur Books/Mystery Writers of America First Crime Novel Award ausgezeichnet.  


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3 Kommentare:

  1. Hallo Steffi,
    oh wie schade dass die tolle Ausgangssituation dann nicht so perfekt umgesetzt war. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich nämlich auch: das klingt spannend!
    Aber wenn es dann zwar okay zu lesen ist, aber einen nicht so richtig fesselt... das ist schon schade. Gerade in Thrillern finde ich so eine okay- Handlung nicht unbedingt ausreichend. Dann ist man einfahc nicht so intensiv bei der Sache, wie man sein sollte.
    Für meine Wunschliste ist das aber gut, so wandert kein zusätzliches Buch drauf ;)
    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Guten Morgen Dana,

      ja, wenn man auf diesen rein psychologischen Aspekt steht, mag es wirklich gut sein. Aber das ist mir meistens zu wenig. Ich brauche da schon etwas Mischung.

      Und ja am Ende war es dann irgendwie so, als müsste halt jetzt ein Abschluss aus dem Hut gezaubert werden. Der schon etwas mit dem Rest zu tun hatte, aber für mich einfach nicht das war, was ich mir gewünscht hätte.

      Obwohl das jetzt alles recht negativ klingt, war es beim Lesen schon echt ok. Aber ja, ich versteh das, denn Ok ist halt auch nicht das, auf was ich unbedingt anspringe. Denn es gibt so viele tolle Bücher auf dem Buchmarkt, warum sollte man sich mit den OK Büchern aufhalten??

      Liebe Grüße,
      Steffi vom Lesezauber

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  2. Hallo Steffi,
    gegen Psychothriller an sich spricht nichts, aber auch da muss aus meiner Sicht ausreichend Spannung rein oder es muss geschickt aufgebaut sein, dass man z.B. trotz fehlender Wendungen oder so so gefesselt und bei den Figuren ist, dass man mit ihnen fiebert, sich gruselt oder was auch immer. Oder der Schreibstil muss eben einfach super genial sein.
    Naja am Ende ist es eh immer alles Geschmacks- oder Empfindungssache. Das eine Buch nimmt einen eben mehr mit oder spricht einen mehr an, das nächste eben vielleicht nicht. Aber bei dem vollen Buchmarkt, sehe ich es eben genau so, wie du sagst, wieso soll man sich dann auf OK-Bücher stürzen wenn es so viele andere gibt, die mehr Anklang gefunden zu haben scheinen? :) Lesen ist ja nicht unbedingt ein Langeweile-Zeitvertreibt, ich möchte dabei in fremde Welten abtauchen, mit ihnen hoffen und bangen, mich für sie freuen oder eben gefesselt sein.
    Liebe Grüße
    Dana

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