Titel: Zorneskalt
Autorin: Colette McBeth
Seiten: 384
Verlag: blanvalet
Preis: TB: 12,99 €,
Ersterscheinung: 25. 11. 2013
Reihe: Nein
Kurzbeschreibung:
„Sie weiß alles von dir: deine beste Freundin. Und genau das macht sie so gefährlich ...“
Rachel Walsh, Kriminalreporterin des Nachrichtensenders
National News Network, wird zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton
entsandt. Als sie den Konferenzraum betritt, sieht sie auf einem Poster neben
dem Podium das Bild ihrer ältesten, besten Freundin vor sich: Clara O’Connor.
Clara, mit der Rachel drei Tage zuvor in einer Bar verabredet, die dort jedoch
nie aufgetaucht war …
Meinung:
„Zorneskalt“ ist auf jeden Fall ein Thriller, den ich so
noch nicht gelesen habe. Das liegt vor allem an der besonderen Erzählform, da
das ganze Buch als direkter und privater Brief von Rachel an ihre Freundin
Clara verfasst ist. Dabei beleuchtet Rachel die aktuellen Ereignisse zum Verschwinden
von Clara, streut aber zwischendurch immer mal wieder Rückblenden aus der
Vergangenheit der beiden ein. So erfährt der Leser viel über ihre besondere
Beziehung zueinander und merkt dann auch ziemlich schnell, dass in der
Freundschaft nicht immer alles perfekt lief und es einige Höhen und Tiefen gab.
Diese Form des Briefes ist natürlich eine innovative Idee,
die durch die direkte Ansprache dafür sorgt, dass sich der Leser hautnah dabei
fühlt. Dennoch konnte mich die Art nicht vollkommen überzeugen, da sie die Wahl
der Stilmittel doch etwas einschränkt und es auch irgendwie unglaubwürdig ist.
Kein Mensch schreibt einen 384 Seiten langen Brief.
Während die Geschichte die erste Hälfte eher stark vor sich hin plätschert und ich schon
manchmal versucht war ein paar Seiten nur oberflächlich zu überfliegen, nimmt
die Spannung in der zweiten Hälfte rasant zu. Alle ausführlichen Erklärungen
ergeben nun langsam einen Sinn und es wird immer deutlicher, wie stark der
Roman mit Wahrheiten und Manipulationen spielt. Man wird in das geschickt
geknüpfte Netz aus Liebe und Hass, Freundschaft und Feindschaft, Angst,
Verzweiflung und Schuldzuweisung
eingewebt und weiß bald selbst nicht mehr, wer das Opfer und wer der
Täter ist. Bis zum Schluss werden immer wieder neue Schichten der Beziehung der
beiden Freundinnen sichtbar, welche das Gesamtbild immer wieder über den Haufen
werfen.
Auch das Ende selbst wirft nochmal Fragen auf, anstatt sie
zu beantworten. Auch wenn ich eigentlich offene Enden nicht so gerne mag, muss
ich sagen, dass ich es hier irgendwie passend finde. Es passt zu den ständigen
Geheimnissen der Geschichte und auch dazu, dass man nie genau weiß, wie viel
von dem was Rachel beschreibt wirklich der Wahrheit entspricht, oder was davon
für eine gute Eigenwahrnehmung etwas abgewandelt wurde.
Selbst wenn der Schreibstil nicht wirklich hervorsticht, ist
der Roman soweit ganz gut zu lesen. Doch was wirklich hervorsticht, sind die
Charaktere und ihre Wandlung innerhalb der Geschichte. Rachel und Clara sind so
tiefgründig, dass die Beschreibung selbst nur an der Oberfläche kratzt und der
Leser noch viel Spielraum für eigene Charakteranalysen hat.
Fazit:
Wenn man die erste Hälfte mal überstanden hat, zieht einen „Zorneskalt“
in seinen Bann. Die Spannung steigt durch ständige Wendungen auf ein hohes
Gesamtlevel an und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist ein gut
konstruiertes Spiel aus Wahrheit und Manipulation, bei dem alle menschlichen
Gefühle eine Rolle spielen und die Charaktere tiefgründig wirken. So gibt’s, trotz
des langatmigen Starts und der Unglaubwürdigkeit der gewählten Erzählform, 4 Buchherzen und eine Leseempfehlung für alle,
die gerne Psychothriller lesen.
Herzlichen Dank an den blanvalet-Verlag für das Leseexemplar.
Infos zur Autorin (Quelle: Amazon):
Colette McBeth lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Westen
Londons. Sie war zehn Jahre lang Reporterin für den britischen
Fernsehsender BBC und besuchte 2011 die Faber Academy, die so berühmte
Schriftsteller wie T. S. Eliot, James Joyce, Sylvia Plath und Samuel
Beckett hervorbrachte. Zorneskalt ist Colette McBeths Debütroman. Ein
zweiter Psychothriller ist in Arbeit.