Samstag, 27. Juni 2020

Rezension: Der Tunnel: Nur einer kommt zurück - Chris McGeorge

Titel: Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
   Autor: Chris McGeorge
Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet
   Seiten: 352  
Verlag:  Knaur HC
    Preis: 14,99 €  
Ersterscheinung: 04. 05. 2020
  Reihe: Nein




Kurzbeschreibung:
Sechs junge Leute, seit Jahren beste Freunde, fahren mit dem Boot in Englands längsten Kanal-Tunnel: ein echtes Abenteuer in beklemmender Dunkelheit. Als das Boot nach über zwei Stunden am anderen Ende des Standedge-Tunnels wieder auftaucht, sind fünf der Freunde verschwunden. Der sechste, Matthew, ist bewusstlos.

Natürlich behauptet Matthew, nicht zu wissen, was sich in der Finsternis des Tunnels zugetragen hat. Doch niemand kennt Standedge so gut wie er, der dort Führungen für Touristen anbietet. Und möglicherweise war die Freundschaft der sechs schon längst nicht mehr so unschuldig wie zu Kindertagen… 

Meinung:
Das Buch hat mich angesprochen, da ich auch das letzte Werk des Autors, Escape Room – Nur drei Stunden, gelesen hatte und diese Geschichte zumindest anfangs total spannend fand. Deshalb war ich auch auf seinen neuen Thriller gespannt, denn auch hier klangen Kurzbeschreibung und Ausgangslage ganz interessant.

Ins Buch bin ich eigentlich ganz solide gestartet. Man lernt Protagonist Robin kennen, der nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Frau nicht mehr wirklich zurück ins Leben gefunden hat. Als er dann einen eigenartigen Anruf von dem jungen Matthew erhält, der ihm erzählt, dass Robins Frau Sam ihn vor drei Jahren, kurz vor ihrem Verschwinden angerufen hat, kann Robin natürlich nicht anders, als der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei ist die Ausgangslage sehr mysteriös gehalten, da es auch ungewöhnlich ist, dass des Verschwinden der fünf Jugendlichen in der englischen Presse kaum erwähnt wird und auch die Bürger des Örtchens alle sehr verschwiegen und zurückhaltend sind. 

Das Buch hat sich dank dieser mysteriösen Ausgangslage, dem dunklen Tunnel und der ganze Geheimnisse recht solide Lesen lassen, aber ich muss leider sagen, wirkliche Spannung ist leider zu selten aufgekommen. Die Geschichte ist schon immer stetig voran gegangen, es gab falsche Fährten und neue Erkenntnisse und dabei auch Spannungsspitzen und Wendungen, aber trotzdem hatte ich mir da irgendwie noch ein bisschen mehr erwartet. 

Am Ende überschlägt sich alles etwas, wobei ich sagen muss, dass ich einen Großteil der Auflösung doch so ähnlich erwartet hatte. Dabei hatte mir aber eine stimmige Begründung gefehlt und die habe ich aber leider auch nach Beenden der Geschichte nicht wirklich erhalten. Zwar gabs eine stimmige Verbindung der losen Fäden, aber die weiteren Entwicklungen fand ich einfach nicht logisch und nachvollziehbar. Meiner Meinung nach gab es dafür keinen Vorteil aus dem Ganzen und auch zwischendurch sind mir immer mal wieder ein paar kleinere Logikfehler aufgefallen, die ich einzeln jetzt nicht so schlimm fand, aber in Verbindung mit dem Ende waren es schon einfach zu viele davon.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man sich etwas mehr Zeit für offene Fragen genommen hätte, aber so wurde nur das Nötigste beantwortet. Also prinzipiell schon noch ok, aber einfach nicht völlig zufriedenstellend und irgendwie wieder mit verschenktem Potential. 

Die Charaktere fand ich soweit auch ganz ok, aber auch mit Luft nach oben. Robin ist ein solider Protagonist, aber bei den Nebencharakteren wäre noch mehr möglich gewesen. Die meisten sind doch etwas eindimensional geblieben. 

Fazit:
Ein Thriller mit einer interessante Ausgangslage, einer mysteriösen Grundstimmung und einem guten Erzähltempo, aber leider kam wirkliche Spannung viel zu selten auf. Dazu kommt noch, dass es zwar viele Wendungen und falsche Fährten gab, viele davon aber doch recht offensichtlich, oder einfach sehr unlogisch waren. So konnte ich den Sinn des Ganzen am Ende nicht wirklich nachvollziehen, auch wenn die nötigsten Fragen beantwortet wurden. So war das Buch einfach nur durchschnittlich und ich hatte wieder das Gefühl, dass viel Potential verschenkt wurde. Ich glaube, der Autor und ich passen einfach nicht richtig zusammen. Insgesamt gibt’s noch ganz knappe 3 Buchherzen.
Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.


Infos zum Autor (Quelle: droemer-knaur.de):
Chris McGeorge studierte Creative Writing an der City University London. Seinen ersten Kriminalroman, »Dead Room«, reichte er dort als Master-Arbeit ein. Schon als Kind erzählte und schrieb er mit Begeisterung Geschichten und zeichnete seine eigenen Comics. Er ist ein großer Bewunderer von Klassikern wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle und legt seine Geschichte gerne als packende Mischung aus Alt und Neu an. Verwinkelte Plots mit überraschenden Wendungen sind seine Spezialität.


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