Mittwoch, 16. März 2022

Rezension: Der letzte Weg - Eve Smith

Titel: Der letzte Weg
Autorin: Eve Smith
Übersetzerin: Beate Brammertz
Seiten: 448  
Verlag: Heyne
Preis: 15,00 € 
Ersterscheinung: 10. 01. 2022
Reihe: Nein
 
 
 

Kurzbeschreibung:

Bevölkerungsschwund, Bioterrorismus und Medikamentenknappheit gehören im England der nahen Zukunft zum Alltag. Die Regierung hat deshalb ein ebenso radikales wie fatales Gesetz erlassen: Personen über siebzig bekommen keine Antibiotika mehr. Werden sie krank, bleibt ihnen nur noch das Warten auf den Tod oder der Suizid. Kate ist Krankenschwester, doch statt ihre Patienten gesund zu pflegen, hilft sie ihnen nun beim Sterben. Nach einem dramatischen Ereignis beschließt Kate, sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen, und stößt auf ein lange gehütetes Geheimnis ...

Meinung:

Die Kurzbeschreibung hat mich sofort angesprochen. Eine Zukunftsversion, die leider nicht so weit von uns weg ist, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Antibiotikaresitenzen sind ja schon lange ein Thema, welches immer mal wieder aufkommt, aber nie so präsent ist, wie es wohl sein müsste, da Antibiotika ja oft wie Bonbons vergeben und ja auch Tiere usw. damit vollgestopft werden.

Somit ist das Setting schon mal erschreckend realistisch und brutal. Es hat mir beim Lesen wirklich eine Gänsehaut beschert, wenn ungeschönt darüber berichtet wurde, wie alte Menschen nur die Wahl haben, vor sich hin zu vegetieren oder sich vorab für eine aktive Sterbehilfe zu entscheiden. Und auch, wie Protagonistin Kate dafür angegangen wird, dass sie den Menschen dabei hilft und auch, wie sich das Leben allgemein verändert hat. Kaum noch körperlicher Kontakt, ständiges Testen und Kontrolle von Krankheitserregern und Angst und Missgunst untereinander. Und das ist ja auch durch die aktuelle Corona-Situation realistischer, als uns allen lieb ist. 

Also damit hat die Autorin schon viel richtig gemacht. Erzählt wird die Handlung aus drei unterschiedlichen Perspektiven, wobei zwei in der Gegenwart spielen und eine Rückblenden in die Vergangenheit bietet. In der Gegenwart begleiten wir neben Krankenschwester Kate noch die Seniorin Lily, die in einem Luxusaltenheim wohnt, aber doch Angst vor einer Infektion hat, da es immer wieder passiert, dass die Menschen in ihrem Umfeld einfach sterben. Außerdem hat sie ein Geheimnis, das sie belastet und in Gefahr bringt.

In der Vergangenheit sind wir in der Zeit vor der großen Krise und begleiten die Biologin Mary, die nach ein paar Umwegen in Südafrika nach einem pflanzlichen Heilmittel gegen Keime sucht. Dabei hat sie aber vor allem auch mit persönlichen Herausforderungen zu kämpfen.

Prinzipiell hat mich der Plot sehr nachdenklich gestimmt und das Setting auch mitgezogen. Jedoch war die Handlung nicht ganz das, was ich erwartet und erhofft hatte. 

Denn es entwickelt sich eher ein Familiendrama aus der ganzen Geschichte, was ich etwas schade und als verschenktes Potential empfunden habe. So fand ich diese Rückblenden vor allem anfangs echt interessant, aber mit der Zeit ist alles ein bisschen unwichtig fürs große Ganze geworden. Ich hätte gerne mehr über die Probleme an sich und weniger über die privaten Probleme der Figuren gelesen. Somit fand ich den Spannungsbogen auch nicht immer so hoch, wie er hätte sein können, auch wenn die Autorin sich mit Cliffhangern am Ende der jeweiligen Kapitel und der aufkeimenden Gefahrensituation für Lily doch auch viel Mühe gegeben hat.

Am Ende geht alles Schlag auf Schlag und das Familiendrama wird ziemlich actionreich, aber insgesamt rund beendet. Auch für die Welt ans ich gibt es zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer, wie es weitergehen könnte, aber ich hätte mir da gerne noch was konkreteres gewünscht.

Fazit:

Ein erschreckendes und brutal ungeschöntes Setting, das leider nicht ganz sein volles Potential nutzt. Der Plot an sich beschäftigt sich eher mit einem Familiendrama, welches ich ganz ok fand, aber eigentlich hätte ich gerne mehr über die Welt an sich gelesen. Die Gegebenheiten werden zwar immer mal wieder anschaulich angedeutet, aber die Entwicklungen spielen sich eher im privaten Bereich einzelner Personen ab und irgendwie hat mir da was gefehlt. Insgesamt hat es sich gut gelesen lassen und mich auch berührt, aber auch nicht völlig zufriedengestellt, weshalb es am Ende eine Bewertung von 3,5 Buchherzen gibt.
Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.


Infos zur Autorin (Quelle: penguinrandomhouse.de):
Eve Smith arbeitete für eine Umweltorganisation in Afrika, Asien und Nord- und Südamerika, ehe sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihr Debütroman „Der letzte Weg“ war für den Bridport Prize First Novel Award nominiert.
 
 
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4 Kommentare:

  1. Servus Steffi,
    genau das war auch meine Überlegung, ob ich 4 1/2 oder 5 Sterne gebe. Aber ich habe mich dann für die 5 Sterne entscieden, weil ich wirklich Spaß beim Lesen hatte und das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Außerdme hat es mich noch Tage später beschäftigt. Und das habe ich in letzter Zeit leider viel zu selten.

    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      oh ja, Bewertungen sind ja auch immer eine Sache von Gefühl und ja wenn man so ein Buch hat, dann ist das auf jeden Fall 5 Sterne wert :)

      Liebe Grüße,
      Steffi

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  2. Klingt in der Tat interessant. Die Vermischung mit einem Familiendrama stelle ich mir ebenfalls schwierig vor und ich weiß nicht, ob mir dies zusagen würde. Einen Versuch wäre es aber allemal wert.

    Wenn Dir eine solche Thematik gefällt, dann empfehle ich wärmstens die Romane von Uwe Laub. Insbesondere dessen Roman "Leben" hat mich von den Socken gehauen. Diesen hat Uwe Laub vor der Pandemie geschrieben, was man fast nicht glauben mag.

    VG
    Daniel

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    1. Hallo Daniel,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, ich fand es etwas schade, aber definitiv kein schlechtes Buch.

      Danke, die Bücher von Uwe Laub habe ich schon öfters mal gesehen, bisher aber noch keins gelesen. Ich werde mir Leben mal näher ansehen, vielen Dank für den Tipp :)

      Liebe Grüße,
      Steffi

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