Dienstag, 5. September 2023

Hörbuchrezension: Der Trip - Arno Strobel

Titel: Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
  Autor: Arno Strobel 
Sprecher: Sascha Rotermund 
Laufzeit: 7 h 23 Min - gekürzt   
Verlag: Argon Hörbuch  
Preis:  ab: 12, 90 € - 1 MP3 - CD  
Ersterscheinung: 30. August 2023   
Reihe: Nein
 
 



Kurzbeschreibung:

Evelyn Jancke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Bruder Fabian zwei Jahre zuvor auf einem Wohnmobil-Trip spurlos verschwand. Es gibt kein Lebenszeichen von ihm, die Ermittlungen wurden eingestellt.

Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht, vor allem, als die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie bittet. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild.

Evelyn traut ihren Augen nicht, als sie es sieht. Und fasst einen verzweifelten Entschluss, der sie alles kosten könnte …

Meinung:

Die Kurzbeschreibung hat mich sofort gepackt und ich habe ja auch schon viele mitreißende Thriller des Autors gelesen und gehört, weshalb ich schon sehr gespannt war.

Und auch den Start fand ich richtig schockierend und fesselnd. Sowohl der Prolog, als auch das erste Kapitel bescheren eine Gänsehaut und man will wissen, wie es weitergegangen ist.

Als dann Protagonistin Evelyn ins Spiel kommt, konnte ich ihr Sicht der Dinge nachvollziehen und verstehen, dass sie durch den Verlust ihres Bruders gekennzeichnet ist und fand es gut, dass sie ihren Job noch weiterhin ausübt.

Leider hat sich dieses Verständnis aber mit der Zeit immer mehr zu extremer Abneigung gewandelt. Der Autor hat den Weg toll beschritten, da er selbst mit einbringt, dass es zu völlig unterschiedlichen moralischen Bewertungen einer Situation kommt, je nachdem ob man selbst darin involviert ist, oder nicht.

Jedoch hat das nichts dran geändert, dass es mich total genervt hat, wie kopflos und egoistisch die Protagonistin agiert. Ich bin schon auch der Meinung, dass eine persönliche Lage die Urteilsfähigkeit beeinflussen darf, aber so komplett unlogisch zu agieren kann ich einfach nicht gut heißen, vor allem eben auch mit dem fachlichen Hintergrund der Protagonistin. Somit musste ich mich durch den Mitteilteil leider richtig durchquälen, was aber nichts mit der soliden Sprecherleistung von Sasha Rotermund oder dem Erszählstil des Autors zu tun hat, sondern einfach mit der extrem Abneigung gegen das Verhalten der Protagonistin.

Und auch ihr Ex-Freund und Kommissar Gerhard Tillmann hat es mir nicht ganz leicht gemacht. Er steht immer zu Evelyn, aber man merkt total, dass er viele Entscheidungen nur trifft, weil er immer noch in sie verliebt ist und naja, diese sind zum Teil auch wirklich fragwürdig.

Ein kleiner Lichtblick im somit sehr langatmigen Mitteilteil waren die kurzen Kapitel aus der Sicht des Täters, die einen guten Einblick in dessen verdrehte Denkweise gegeben und trotz seiner grausamen Taten auch etwas Mitleid für ihn geweckt haben.

Am Ende kommt die handfeste Spannung vom Anfangsteil zurück. Es wird nochmal etwas undurchsichtig und dubios und der Fokus liegt dann nicht mehr so auf den völlig kopflosen Reaktionen der Protagonistin, sondern sie muss dann an vieles gezielt herangehen.

Der Schluss an sich ist ein Showdown, der leider aber doch ziemlich abrupt und schnell abgehandelt wird. Zum Glück gibt es noch Antworten auf alle offenen Fragen, die zum Großteil auch zufriedenstellend sind und mich wieder deutlich mit der Geschichte versöhnt haben, auch wenn der Teil dann gerne etwas länger hätte sein dürfen.

Fazit:

Ein im Kern wirklich spannender Thriller, jedoch kam ich mit dem völlig kopflosen Verhalten der Protagonistin im Mittelteil überhaupt nicht klar. Ich war fast nur noch genervt, auch weil im Mittelteil sonst eher wenig passiert. Der Abschluss hat es zum Glück wieder etwas raus gerissen, da es da nochmal undurchsichtig wurde und es dann auch zufriedenstellende Antworten gab, aber leider ist das Ende an sich doch auch etwas kurz geraten, was ich schade fand. Insgesamt war dies einfach keine Geschichte für mich, ich habe aber durchaus erkannt, dass dies anderen nicht so gehen muss. Außerdem hat der Autor wichtige Botschaften verpackt und der Sprecher einen soliden Job gemacht. Somit würde ich noch gute 2 Buchherzen vergeben und allen raten, sich selbst ein Bild davon zu machen.
Herzlichen Dank an den Argon Verlag für die Bereitstellung des Hörbuchs.


Infos zum Autor (Quelle: Argon-verlag):
Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Hörern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt. Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller. Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.

Info zum Sprecher (Quelle: Argon-verlag):
Sascha Rotermund ist neben seiner Arbeit am Theater und im Film ein vielbeschäftigter Synchron- und Hörbuchsprecher. Er überzeugt durch seine einfühlsame Figurengestaltung, seine mitreißenden Dialoge und seine warme, dennoch spannungsgeladene Stimme.



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4 Kommentare:

  1. Hallo Steffi,
    puh, das klingt wirklich, als war es einfach so gar nicht dein Buch. Was ja auch okay ist, einem kann auch einfach nicht alles gefallen. Und nur weil dir die Protagonistin eben so gar nicht lag, kann es natürlich für den nächsten dann eben ganz anders sein. Auch wenn es natürlich gut sein kann, dass es noch mehr Lesern oder Hörern so geht, dass sie mit der Art der Protagonistin nicht klarkommen. Dass sie aneckt, kann aber natürlich auch gewollt sein, wer weiß ;)
    Es klingt für mich aber eher so, als wird es jetzt nicht unbedingt ein Buch für mich. Dafür habe ich einfach noch zu viele andere Sachen im Blick, die mich reizen. Danke für deine Eindrücke!

    Liebe Grüße,
    Dana

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    1. Hallo Dana,

      ja, ich hab jetzt schon in ein paar anderen Rezensionen gelesen, dass es öfters Probleme mit der Protagonistin gab. Ja, ich kenne auch Bücher, wo es gewollt ist, dass ein Protagonist aneckt, aber hier kann ich mir nicht vorstellen, dass es so gewollt ist. Außer um noch mehr zu verdeutlichen wie sehr Extremsitutionen die eigene Wahrnehmung/Bewertung einer Situation ändert, aber das war mir einfach zu viel des Guten.

      Ne, ich kanns dir auch wirklich nicht empfehlen, lieber einen anderen von ihm, wie z.B. Sharing :)

      Liebe Grüße,
      Steffi

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    2. Hallo Steffi,
      wenn es noch mehreren so ging, dann könnte man schon davon ausgehen, dass es vielleicht doch nicht ganz so gewollt ist. Zumindest nicht, wenn es dann eben vielleicht auch vermehrt zu "kritischeren" Rezensionen führt, die man in dem Sinne ja dann nicht möchte. Manchmal kann man sich dann auch fragen, wieso das vorher keinem auffällt... oder es war eben doch so gewollt. Wer weiß ;)
      Liebe Grüße,
      Dana

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    3. Ja, wer weiß. Herausfinden wird man das wohl nicht mehr und ich hoffe einfach, dass mir sein nächster Thrille wieder besser gefällt :D

      Liebe Grüße,
      Steffi

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