Montag, 4. März 2019

Rezension: Das kalte Reich des Silbers - Naomi Novik

 
 
 
 
Titel: Das kalte Reich des Silbers
Autorin: Naomi Novik 
Seiten: 576    
Verlag: cbj
Preis: 18,00 €
HC
 Ersterscheinung: 04. 03. 19
Reihe: Nein
 
 
 
 
 
 
Kurzbeschreibung:
Mirjem ist die Tochter eines gutherzigen Pfandleihers, der es nicht über sich bringt, Schulden einzutreiben. Als die Familie deshalb bittere Armut leidet, tritt Mirjem an die Stelle ihres Vaters. Unnachgiebig fordert sie zurück, was ihr zusteht. Sie ist erfolgreich, und bald heißt es, sie könne Silber zu Gold machen. Die Kunde davon dringt bis tief in die Wälder, zum gefürchteten Volk der Staryk – magische Wesen, die mehr aus Eis bestehen als aus Fleisch und Blut. Der König der Staryk entführt sie in sein Reich. Dort soll sie für ihn Silber zu Gold machen. Tut sie das nicht, wird der Staryk sie töten. Doch gleichzeitig versinkt die Menschheit nun in Kälte …

Meinung:
Cover und Kurzbeschreibung fand ich sofort extrem ansprechend, weshalb ich auch voller Vorfreude in die Geschichte gestartet bin. Den Einstieg fand ich auch richtig gut gewählt, aber ich habe bald gemerkt, dass die Autorin ihre Geschichte sehr genau, mit vielen alltäglichen Details und aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt. 

Es geht nicht nur um die Geschichte von Mirjem, sondern auch das arme Bauernmädchen Wanda und ihre Familie, sowie die Herzogstochter Irina können als Protagonistinnen bezeichnet werden und mit der Zeit gibt es noch mehr unterschiedliche Perspektiven. 

Man lernt die Protagonistinnen, ihre Geschichten und ihre Schicksale sehr ausführlich kennen. Dabei muss ich sagen, dass es mir in den ersten beiden Dritteln schon etwas viele Details zum normalen Leben und den Umgebungsbeschreibungen waren und die Spannung dabei in meinen Augen etwas zu kurz kam. Gleichzeitig hat man nämlich zu den geheimnisvollen Staryk und zu den anderen mysteriösen Gegebenheiten leider sehr wenig erfahren, weshalb ich die Mischung etwas unausgeglichen fand. 

Störend fand ich anfangs auch, dass die vielen Perspektivenwechsel zwar durch Absätze und Schneeflocken gekennzeichnet waren, aber man nie sofort wusste, aus welcher Sicht nun erzählt wird. Da hätte ich mir gerne eine Lösung mit einem einleitenden Namen gewünscht. Auch so weiß man natürlich mit der Zeit Bescheid, aber mir persönlich gefällt es besser, wenn die Perspektive von Anfang an genannt wird und ich mich gleich darauf einstellen kann und nicht erst lange überlegen muss. 

Nach diesen ganz gut zu lesenden, aber doch auch etwas langatmigen ersten zwei Dritteln, fand ich das Buch zwar ok, aber so ganz überzeugt war ich einfach nicht und ich hatte die Hoffnung auch schon aufgegeben, dass sich das noch ändern würde. 

Dann jedoch kam der Wandel, schleichend und im gleichen ausführlichen und etwas kühlem Schreibstil erzählt, aber doch deutlich spürbar. Plötzlich wurde die Handlung aktiver und überraschender, die Spannung greifbarer, die Figuren und ihre Entscheidungen bedeutend und die vielen vorher gelesenen Details haben plötzlich ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Und wirklich gut haben mir am Ende die unaufdringlichen Entwicklungen der zwischenmenschlichen Beziehungen gefallen. Es gibt keine klassischen Liebesgeschichten und auch die auf ungewöhnliche Weise geknüpften sozialen Bande sind wirklich etwas Besonderes und lesenswert.

Fazit:
Obwohl mir die ersten zwei Dritteln ein bisschen zu detailliert und langatmig waren und mich deshalb, trotz der recht interessanten Grundgeschichte, nicht völlig überzeugen konnten, hat der Plot dann nochmal angezogen und plötzlich haben die vielen vorher gelesenen Details einen Sinn ergeben. Das Ende konnte mich dann total überzeugen und zufrieden zurücklassen, vor allem die unaufdringliche Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen fand ich sehr besonders und lesenswert. Deshalb gibt’s solide 4 Buchherzen.
  Vielen Dank an den cbj Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.


Infos zur Autorin (Quelle: randomhouse.de):
Naomi Novik wurde 1973 in New York geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Baba Yaga und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war außerdem an der Entwicklung von äußerst erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Doch dann erkannte Naomi Novik, dass sie viel lieber schreibt als programmiert. So machte sie sich daran, ihren Debüt-Roman zu schreiben, mit dem sie sofort die Herzen von Kritikern und Lesern gleichermaßen eroberte: "Drachenbrut", den ersten Band um die Feuerreiter Seiner Majestät. Naomi Novik lebt mit ihrem Mann und sechs Computern in New York.


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