Donnerstag, 16. Oktober 2014

Rezension: Schmerzherz - Vio Carpone



Titel: Schmerzherz
Autorin: Vio Carpone
  Seiten: 416
Verlag: Cupido Books
  Preis: 9,99 € 
Ersterscheinung: 01. 09. 14
Reihe: Nein

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Kurzbeschreibung:
Gretchen ist als Bankangestellte eine Fehlbesetzung, Freunde denkt sie sich sicherheitshalber nur aus, und in die Badewanne ginge sie am liebsten im Bikini. Staubflusen sind ihr ebenso verhasst wie Unordnung. Bei ihr hat alles seinen festen Platz, auch ihre devot-masochistische Veranlagung, die sie vorsichtshalber ganz weit nach hinten drängt. Bis Lui in ihr Leben tritt - denn damit wird nicht nur ihr Internet-Lieblingsporno zu einer müden Farce. Lust und Schmerz bestimmen ihre ungewöhnliche Liebesbeziehung, und Gretchen muss herausfinden, ob es auch funktioniert, wenn man eigentlich lieber geblümte Slips trägt statt schwarzen Latex, ob man den dominanten Partner unbedingt 'Meister' nennen muss, und zu welchem Zeitpunkt man besser nicht anfängt, die Einzelheiten der submissiven Rolle zu diskutieren Eine Geschichte voller Zartheit und Schmerz, die ein Leben zwischen tiefer Angst und ungezügelter Hingabe auslotet.

Meinung:
Nachdem BDSM für die lesende Allgemeinheit erst durch Shades of Grey so richtig spruchreif  wurde, ist es natürlich klar, dass man bei jedem weiten Buch aus diesem Genre Parallelen zu SoG erwartet. Zumindest war das bei mir so, da ich dieses Genre nicht oft lese. Umso überraschter war ich, als ich ziemlich bald festgestellt habe, dass es sich bei „Schmerzherz“ um eine ganz andere Art von BDSM-Liebesgeschichte handelt.

Das beginnt schon mal bei den Charakteren. Gretchen ist (zumindest auf den ersten Blick) ein ziemlich eigenartiger Name für eine Protagonistin. Aber Gretchen selbst ist auch nicht wie andere Menschen, sie ist ziemlich verschroben und hat einige Macken, aber trotzdem konnte sie mich mit ihrem tollen trockenen Humor und ihrer direkten Art für sich gewinnen. Auch Lui ist jetzt kein Milliardenschwerer Christian Grey, sondern ein Ex-Spielsüchtiger Pornokinobesitzer mit einem Hang zu Regeln und Dramatik. Beide Figuren sind auf jeden Fall sehr komplex und authentisch, haben ihr Päckchen zu tragen und versuchen irgendwie ihre Bedürfnisse zu erkennen und diese auf einen Nenner zu bringen. Jedoch klappt das nicht immer gut und so sind Konflikte, Schmerz und Leid vorprogrammiert. 

Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich alle Handlungen von den beiden gut und richtig fand und manchmal konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Aber der Roman beschreibt den steinigen Weg einer besonderen Liebesgeschichte und  wie schwer es ist, im Leben sich selbst, sowie auch anderen gerecht zu werden, dass dies oft auch nicht vereinbar ist, sowie dass das Leben ein ständiger Kampf ist und alles zwei Seiten hat. 

Der Plot entwickelt sich zumeist eher langsam, aber zwischendurch überschlägt sich auch alles und es gibt einige Zeitsprünge. Dabei wird die Liebesgeschichte von Gretchen und Lui realitätsnah, mit allen positiven und negativen Seiten dargestellt. Natürlich spielen auch die Erotik und die BDSM-Handlungen eine Rolle, diese sind manchmal auch ziemlich direkt oder für Nicht-BDSM-Liebhaber etwas schwer nachvollziehbar, aber generell gehen sie unter die Haut und vermitteln, wie auch die sonstigen Szenen im Roman, sehr viel Gefühl und nehmen auch nicht so viel Platz ein, wie man hätte erwarten können. Es gibt einige Wendungen und dabei kann man sich nie sicher sein, ob die beiden ihren gemeinsamen Weg finden oder nicht. Außerdem hat es mir gut gefallen, dass das Ende alle Handlungsstränge abschließt und man auch einen Blick in die Zukunft erhält.

Mit dem Schreibstil bin ich nicht immer warm geworden. Das liegt vor allem an den vielen Komplexen und teils verschachtelten Sätzen und vor allem zu Beginn auch an den vielen hochtragenden Begriffen. Dadurch wird das Lesen schon etwas erschwert und durch die nahe Orientierung am Alltag und die vielen Streits ist die Spannung auch nicht immer konstant vorhanden. Zwischenzeitlich muss man, genau wie dir Protagonisten schon ein bisschen Kämpfen, aber gleichzeitig gibt es viele extrem humorvolle Szenen bei denen man laut lachen muss, Erotik die sinnlich oder auch direkt beschrieben wird und die Fantasie anregt und vor allem viel Gefühl. Egal ob Freude oder Leid, alles wird dem Leser deutlich transportiert und bleibt eindrucksvoll im Gedächtnis. 

Fazit:
Obwohl der Roman einige Längen hat und nicht perfekt ist, ist er einfach etwas Besonderes und sehr lesenswert. Die Charaktere, ihre Macken und auch die Entwicklung der Handlung mitsamt allem Freud und Leid sind sehr authentisch und einzigartig, weshalb es von mir knappe 4 Buchherzen und eine Leseempfehlung gibt. 

 

Infos zur Autorin (Quelle: Amazon):
1977 geboren, lebt, arbeitet und liebt sie im bergischen Land.
Unter dem Pseudonym Violet Mascarpone schreibt sie Geschichten mit homosexuellen Protagonisten, unter dem Namen Vio Carpone solche mit heterosexuellen Hauptakteuren.
So erzählen "Arnies Kosmos" und "Schmerzherz" dieselbe Story in zwei verschiedenen Neigungsvarianten.

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