Dienstag, 9. Juni 2015

Rezension: Tokio Kill - Barry Lancet




Titel: Tokio Kill
 Autor:  Barry Lancet
   Seiten: 496
Verlag: Heyne
 Ersterscheinung: 11. 05. 15
 Reihe: Teil 1 von bisher 2
Preis: 9,99 € 








Kurzbeschreibung:
Jim Brodie, feingeistiger Experte für asiatische Kultur und zugleich in den Kampfkünsten bewandert, hat in Tokio die Ermittleragentur seines Vaters übernommen. Eines Tages suchen ihn der alte Akira Miura, ehemaliger Geschäftsmann und Soldat im Zweiten Weltkrieg, sowie sein dubioser Sohn auf. Miura fürchtet, dass ihm Feinde aus der Vergangenheit nach dem Leben trachten. Die Spur deutet auf die Triaden und auf ein schreckliches Kriegsverbrechen hin, dessen Ausläufer in die Gegenwart zu reichen scheinen. 12 Stunden später wird Miuras Sohn im Vergnügungsviertel Tokios ermordet aufgefunden, grausam verstümmelt. Brodie muss in die Welt der Geheimbünde und der Mächtigen eintauchen in einem Kampf um Schuld und Sühne, in dem ein Menschenleben nichts zählt …

Meinung:
Da ich bisher eher wenige Bücher aus dem asiatischen Raum gelesen habe und die Kurzbeschreibung mich wirklich angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Dass ich den Vorgängerband „Japantown“ nicht kenne, hat sich auch in keinster Weise als Problem dargestellt. Zwar wird in diesem Roman öfters auf die Ereignisse vom Vorgänger hingewiesen, jedoch ohne wirklichen Bezug zur aktuellen Handlung.

Zu Beginn von „Tokio Kill“ bekommt man einen kurzen Einblick in das Leben von Protagonisten Jim und befindet sich gleichzeitig fast sofort mitten in der Handlung. Dabei wird schnell deutlich, dass der Roman ziemlich action- und kampflastig, aber auch relativ komplex, fesselnd und teilweise durchaus brutal ist. Ein kleiner, aber durchaus passender Gegenpol wird durch die Szenen von Jim mit seiner kleinen Tochter, sowie den wenigen privaten Szenen mit der Ermittlerin Rie erzeugt. 

Protagonist Jim Brodie ist der einzige Charakter im Buch, der etwas genauer beschrieben wird und von dem man wirklich ein Bild bekommt. Er ist eigentlich Kunsthändler und nur durch den Tod seines Vaters zum Detektivgeschäft gekommen. Jedoch hat er auch eine solide Ausbildung in Kampftechniken, sowie diverse Kontakte, welche ihm oft nützlich sind. Auffallend ist, dass er in „Tokio Kill“ in viele, eigentlich aussichtslose Kämpfe verwickelt wird und dafür immer wieder erstaunlich gut aus der Sache herauskommt. Dabei kann man nicht abstreiten, dass seine Figur teilweise überzogen dargestellt wird, aber dennoch fand ich es hier nicht störend, sondern eher so passend und unterhaltsam. 

Die anderen Figuren bleiben alle etwas blass und sind durch die hohe Anzahl an ähnlich klingenden Namen manchmal etwas schwer auseinander zu halten, weshalb es notwendig ist, den Roman aufmerksam zu lesen. Doch der Autor gibt nicht nur bei den Namen oft Hilfestellungen, sondern auch bei den vielen japanischen Begriffen, Bräuchen und Orten, sowie den Einblicken in die Geschichte und Kultur des Landes.  Diese sind ziemlich interessant und ergeben ein interessantes Bild von Japan, welches durch die Erklärungen im Nachwort, welche Gegebenheiten der Wahrheit entsprechen, unterstütz wird. 

Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive, wobei der Autor manchmal Hinweise auf Zukünftiges gibt. Von Anfang an hat mir eigentlich die lockere Art des Protagonisten gefallen, der trotz der schrecklichen Ereignisse doch vieles mit einem Lächeln in seinen Worten erzählt. Abgesehen von den wenigen und Authentizität verleihenden Passagen der Chinesen in gebrochenem Deutsch hat sich der Roman trotz der vielen fremden Wörter flüssig lesen lassen.

Im Mittelteil war es mir dann ein paar Seiten lang etwas zu verworren, wodurch auch die Spannung ca. 50 Seiten etwas auf der Strecke blieb. Jedoch wird das auf den letzten 150 Seiten deutlich wieder wettgemacht, da es da nicht nur unerwartete Ortswechsel, sondern auch noch einige überraschende Wendungen und einen sehr zufriedenstellend Abschluss gibt.

Fazit:
Ein im Großteil spannender, komplexer und actionreicher Thriller, der teilweise etwas überzogen, aber dennoch unterhaltsam und fesselnd ist. Vor allem das letzte Drittel kann mit einigen Überraschungen und einem zufriedenstellenden Abschluss punkten. Zusätzlich gibt es noch viele interessante Einblicke in die japanische Geschichte und Kultur. Alles in allem gibt es von mir solide 4 Buchherzen.
Diese Rezension gehört zur Kunterbunt- Challenge (#KabuCh). 
Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.

Infos zum Autor (Quelle: Amazon):
Barry Lancets große Liebe zu Japan nahm vor über 30 Jahren ihren Anfang. Nach einer ersten Asienreise beschloss Lancet, seine Heimat Kalifornien zu verlassen und für längere Zeit in Tokio zu leben. Er blieb über 20 Jahre in Japan, arbeitete bei einem großen Verlag und entwickelte zahlreiche Bücher vor allem über die japanische Kunst und Kultur. Als Lancet eines Tages aufgrund eines Missverständnisses stundenlang von der Tokio Metropolitan Police verhört wurde, beschloss er, einen Thriller zu schreiben: Sein Debüt Japantown war geboren. 

Infos zur Reihe:
2. Tokio Kill

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