Titel: Halva, meine Süße
Autorin: Ellen Alpsten
Seiten: 400
Seiten: 400
Verlag: Coppenrath
Preis: 16, 95 Euro
Ersterscheinung: 15. 08. 12
Inhalt:
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Halva, die
gemeinsam mit ihrer Familie aus ihrer Heimat Teheran fliehen muss. Zehn Jahre
später ist Halva 18 und ihre Familie hat sich in Deutschland eine neue Existenz
aufgebaut. So haben sie ihre iranischen Wurzeln zwar nicht vergessen, aber sich
gut an das deutsche Leben angepasst. Halva ist modern erzogen, sie macht gerade
ihr Abitur und genießt ihr Leben. Als
Halvas Bruder Mudi mit dem Jura-Studium beginnt, lernt Halva seinen Mitstudenten Kai
kennen und verliebt sich in ihn. Doch die Vergangenheit holt die Familie ein
und plötzlich beginnt Halvas Familie die Treffen mit Kai zu verhindern. Für
Halva steht nun nicht nur ihre Liebe zu Kai, sondern auch ihre gesamte Zukunft
auf dem Spiel. Denn der Preis, den ihre
Eltern damals für die Flucht aus dem Iran gezahlt haben, war höher als Halva
bisher annahm…
Meinung:
Die Autorin hat mit „Halva, meine Süße“, wirklich ein
interessantes Buch geschaffen, denn sie verpackt ein brisantes, aber leider
immer noch relevantes Thema in eine Liebesgeschichte. So hat mich das Buch nach dem Beenden erst einmal völlig sprachlos und emotional erregt zurückgelassen. Denn die flüssige und passende Sprache, sowie der hohe emotionale
Anteil reißen den Leser mit und lassen ihn nicht mehr los. Die Geschichte
fliegt nur so dahin und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Dementsprechend gefällt mir Fr. Alpstens Herangehensweise an den Roman sehr gut, denn sie führt den Leser gefühlvoll und geschickt in die
Geschichte ein. Man erhält dabei einige interessante Informationen über den
Iran und die Umstände dort, ohne dass es zu überladen oder vorurteilbehaftet
wirkt. Durch den Prolog kann sich der Leser auch schon denken, was genau der
Preis war, damit die Familie nach Deutschland fliehen konnte. Die Autorin stellt auch das normale Leben der Familie anschaulich
vor. Man merkt dabei, dass sie ihre iranischen Wurzeln nicht vergessen,
sich aber dennoch in das deutsche Leben integriert haben.
Doch leider wird diese positive Darstellung später, vor allem gegen
Ende des Romans, wieder zunichte gemacht. Halvas Vater beruft sich im Roman auf seine
Ehre, aufgrund dessen er das damalige Versprechen halten muss. Auch wenn ich dieses
Ehrgefühl von ihm nicht selbst fühlen kann, konnte ich zumindest
nachvollziehen, dass er sein Wort gegenüber seinem Retter und Freund nicht
einfach komplett brechen kann. Doch der Weg, den die Geschichte ab diesem Zeitpunkt nimmt, war irgendwie
falsch.
Denn ab diesem Zeitpunkt war es für mich teilweise grenzwertig für manche Entscheidungen und Handlungen Verständnis aufzubringen. Doch die Nachvollziehbarkeit hört für mich spätestens dann auf, als die Sache endgültig eskaliert. Mudi und sein Vater rasten komplett aus und auch die Reaktion von Halvas Mutter passt einfach nicht in das Bild, dass ich
vorher von ihnen vermittelt bekommen habe. Außerdem wurden
dadurch die Vorurteile, die eh oft gegen Menschen mit muslimischem Hintergrund bestehen,
irgendwie noch bestätigt. Dies
finde ich sehr schade und ich glaube auch nicht, dass dies das eigentliche Ziel
der Autorin war.
Die Charaktere sind alle, zumindest bis zum Zeitpunkt der
Eskalation, glaubhaft beschrieben. Dabei ist auch Halvas Tante Miryam eine interessante Figur. Aber vor allem Halva und Kai bekommen im Laufe
des Romans immer mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit. Auch wenn sich für mich
persönlich die Liebesgeschichte etwas zu schnell entwickelt hat bzw. durch die
Ereignisse zu schnell entwickeln musste, kann ich mich in die beiden
hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen.
Besonders Halva ist eine sehr liebevoll gestaltete Protagonistin.
Sie benötigt zwar sehr lang, bis sie wirklich versteht was vor sich geht, aber
das ist in ihrer unbeschwerten und verliebten Art sehr glaubhaft. Ich konnte
mich gut in sie hineinversetzen, als sie um ihre Liebe und vor allem um ihre
Freiheit und Zukunft kämpft und sich den alten, überholten Traditionen nicht
beugen will. Auch ihr innerer Konflikt zwischen ihren eigenen Wünschen und der
Liebe zu ihrer Familie sind authentisch dargestellt…. Zumindest bis zum letzten
Kapitel. Hier konnte ich ihre Entscheidung einfach nicht verstehen. Selbst
unter den vorher genannten Hintergründen, war mir das einfach unverständlich
und somit hat das Buch für mich leider überhaupt kein befriedigendes Ende. Da
muss man ja schon fast auf einen Nachfolger hoffen. Zumal dieses Verhalten einfach nicht zu der kämpferischen Halva, die der Leser im restlichen
Roman kennenlernen durfte, passt.
Fazit:
Obwohl ich die Umsetzung von „Halva, meine Süße“ ab der 2.
Hälfte des Romans teilweise kritisch sehe, hat es Fr. Alpsten doch geschafft, mich
emotional zu fesseln. Ich habe das Buch
sehr gerne gelesen, konnte es bis zum Ende kaum noch aus der Hand legen und vor
allem habe ich auch danach noch längere Zeit darüber nachgedacht. So vergebe ich trotz der Kritikpunkte gute 4
von 5 Buchherzen und eine klare Leseempfehlung. Denn, hinter diesem Roman steckt auf jeden Fall mehr, als nur eine seichte, jugendliche Liebesgeschichte.
Ich danke dem Coppenrath Verlag ganz herzlich für das tolle Leseexemplar.
Ich habe erst gestern schon zu dem Buch eine sehr positive Bewertung gelesen und dein Fazit ist ja jetzt auch nicht so schlecht. Schade, dass du das Buch aber der 2ten Hälfte nicht mehr so gut fandest. Ich werde jedenfalls demnächst auch mal das Buch lesen. Gespannt hat mich die Rezi nämlich noch mehr gemacht ;)
AntwortenLöschenlg Filo
Ja ich hatte auch schon sehr positive Bewertungen gelesen und mir deshalb auch einen Perfekten Roman erhofft. Leider waren für mich in der Umsetzung dann doch einige Schwächen.
LöschenAber ich freu mich, dass dich die Rezi noch neugieriger gemacht hat :) Bin schon gespannt wie es dir gefällt!
lg, Steffi